25.06.2008

Fußballfieber ist scheinbar nicht ansteckend - oder die Amis sind immun

Wenn man mitten zur EM nicht im eigenen Land ist, ist man dumm dran. Wenn man mitten zur EM in einem Land ist, in dem sich kaum einer für Fußball interessiert, ist man ziemlich gestraft.

Deutschland im Viertelfinale. Mittwochnachmittag, ungefähr 2 Uhr Ortszeit.
Der gesamte Mittlere Westen arbeitet. Der gesamte? Nein, nicht ganz. In einer winzigen Studentenwohnung praktiziert eine einsame Deutsche (sprich: ich) tapfer ihren Patriotismus vor dem Fernseher. Wie sich das bei solchen Gelegenheiten gehört, halte ich nicht nur meiner Mannschaft die Daumen, sondern auch eine kühle Flasche Bier in der Hand. Selbiges Kaltgetränk verliert überproportional schnell and Masse, nachdem die Türken das erste Tor hineingesemmelt haben. Ich horche kurz auf - nein, keine türkischen Fans in der Nachbarschaft zu hören. Nur leise dahinsurrende Klimaanlagen stimmen in die aus dem Fernseher dröhnende Jubelrufe der Türken ein.

Wenige Minuten später meldet sich das soeben noch verschwundene Bier wieder und ich... naja... ihr wisst schon... war genau zu dem Zeitpunkt unpässlich als ein anderer Deutscher einen Pass in das erste Tor für unsere Mannschaft verwandelt. Wie die Österreicher sagen: Passt scho. Keine Jubelrufe aus den Nachbarhäusern, keine Fanlieder auf der Straße. Mein stilles Örtchen machte seinem Namen alle Ehre.

Halbzeitpause.
Hmmm. Chipse wären jetzt gut. In meinem Küchenschrank finden sich aber nur Tortillachips. Ist nicht das gleiche. Weder in dem Land, in dem angeblich alles möglich sein soll, noch der restlichen westlichen Hemispäre lassen sich Chipse mit Paprikageschmack finden. Und wieder einmal bestätigt sich: Die Amis wissen nicht, was gut für sie ist.

2. Spielzeit.
Die Deutschen lassen sich immer wieder den Ball abnehmen. Ich mag gar nicht hingucken. Brauch ich auch bald nicht mehr. Verbindung ist nämlich unterbrochen. Mitten im Spiel! Der amerikanische Kommentator sagt, dass es nicht an ihnen liege, sondern dass die Verbindung überall unterbrochen wäre. Frage mich allerdings, warum sie dann Bilder von der deutschen Fanmeile senden können, auf der Fans das Spiel auf einer Großleinwand bewundern und wenig später in Jubel über das zweite deutsche Tor ausbrechen. Scheinbar funktioniert die Übertragung dort doch noch. Naja, zweites Tor auch verpasst und ebenso der Ausgleich der Türken.

Erst kurz vor Schluss steht die Verbindung wieder. Wie Millionen anderer Deutsche, bereite ich mich schon mal seelisch auf die Verlängerung vor und gehe mir noch ein Bierchen holen. Natürlich haut genau in dem Moment der Lahm die Pocke ins Tor, als ich meine Birne in den Kühlschrank stecke. 3:2 für Deutschland. Ich juble. Sonst keiner. Keine Autokorsos, keine Hupkonzerte, nur eine einzige Deutsche, die in einer kleinen Mietwohnung am anderen Ende der Welt tapfer die Stellung hält.

Zum Finale werde ich aber besser vorbereitet sein und die Amis in die hohe Kunst des Fußballs einführen!

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