Kennt ihr das? Das Telefon klingelt und irgendso ein Typ will einem einen neuen Telefonvertrag oder eine neue Kreditkarte andrehen.
Hier in Amerika kommt das schrecklich oft vor. Jeden Tag werde ich telefonisch von diesen Telesales People belästigt. Das einzige, was dagegen hilft (ausser natürlich nicht ans Telefon zu gehen - aber dazu bin ich viiiiiel zu neugierig) ist, einen Anrufbeantworter mit deutscher Nachricht zu besprechen und die ganzen Leute damit (a) total zu verwirren, (b) die schrecklichen Erinnerungen an einen Fremdsprachenpflichtkurs aus ihrer Highschoolzeit wieder aufleben zu lassen und schliesslich (c) sie abzuwimmeln.
Normalerweise funktioniert das auch ganz gut. Ich habe ein angeborenes Talent, Menschen abzuschrecken.
Im Moment sind hier allerdings Wahlen und so häufen sich die Anrufe doch. Als ich heute aus der Uni kam, leuchtete mein Anrufbeantworter wie vom wilden Affen gebissen. Also habe ich ihn erst mal abgehört und ihr glaubt ja gar nicht, wer da außer meiner Mutti draufgesprochen hat: Bill Clinton! Echt war, kein Schmus.
Zu meiner großen Entäuschung wollte er mir aber nicht etwa zum Abschluss meiner Datenerhebung für meine Studie gratulieren, sondern mich daran erinnern, dass ich am Dienstag wählen gehen soll. Morgen finden hier nämlich Midterm Elections statt.
Also wirklich! Bei all dem Trubel, den die Amis hier jedesmal machen, wenn ich ins Land einreisen möchte, sollte er doch wirklich wissen, dass ich nicht wählen darf, weil ich keine echte Wisconsinite bin. Hm. Ein bisschen schlecht informiert, Mr. Ex-Präsident. Ist aber nicht so schlimm. Bei der letzten großen Wahl hat nämlich auch Arnold Schwarzenegger bei mir angerufen und mich zum Wählen aufgefordert. Also wenn jemand, der auch als Fremder in dieses Land gekommen ist, nicht kapiert, dass ich hier nicht wählen darf, dann sei auch Mr. Clinton verziehen.
Im Moment sehe ich sowie so alles ganz locker. Das hängt damit zusammen, was ich am Sonntagabend so gemacht habe.
Manche Leute behaupten nämlich, dass Studenten, die im Ausland studieren, zuerst einen Kulturschock durchleben und danach in einen solchen Höhenrausch geraten, dass ihre Hemmschwelle immer weiter sinkt und sie glauben, sie könnten alle möglichen verrückten Sachen anstellen. Wahrscheinlich glauben die Studenten, dass sie alles schaffen können, sobald sie merken, dass sie nicht gleich tot umfallen, wenn sie nicht mehr bei Mutti zu Hause oder in ihrer gewohnten Umgebung sind. Tja, und bei mir hält dieser Höhenrausch schon 5 Jahre lang an.
Naja, und am Sonntagabend war es dann mal wieder so weit... . In meinem Höhenrausch habe ich mich zu einer Sache verleiten lassen, die ich unter normalen Umständen zu Hause in Deutschland wahrscheinlich nie gemacht hätte: Yoga!
Ich habe mich doch tatsächlich von zwei Mitstudenten dazu überreden lassen, vor ihren Augen die verrücktesten Positionen einzunehmen und dabei zu schwitzen und (gezwungenermaßen) auch ein wenig zu stöhnen.
Wisst ihr, was ein downward-facing dog ist? Falls nicht, schätzt euch glücklich und lasst euch niemals zu Yoga überreden!
Meine beiden männlichen Mitstudenten und Yogapartner hatten irgendwie überhaupt keine Probleme damit, dass ich mich total lächerlich gemacht habe. Die beiden schienen auch irgendwie von den 30 anderen Studentinnen abgelenkt zu sein, von denen 80% spindeldürr und blond waren (die übrigen 20% waren spindeldürr und brunette).
Ich hatte zuerst etwas Angst, weil ich ja in meinem rechten Knie kein inneres Kreuzband mehr habe und es deshalb sehr unstabil ist. Aber nachdem ich besagten Mitstudis genaue Anweisungen gegeben habe, mich weder anzugucken, noch auszulachen und mich sofort ins nächstliegende Krankenhaus zu fahren sobald mein Knie eine Position einnimmt, die anatomisch nicht normal ist, habe ich mich etwas beruhigt. Und so habe ich einfach die Positionen, die entweder mein Knie zu sehr belasteten oder auch sonst gegen die Gesetze der Erdanziehungskraft verstießen, einfach ausgelassen oder nach den Yogaregeln, die ich selber für mich in meiner kleinen Welt geschaffen habe, abgeändert. Z.B. gibt es da die Position Schmusekatze auf der Couch. Bei dieser Position setzt man sich auf die Matte und ... entspannt. Funktioniert wunderbar! Ihr solltet es mal ausprobieren. Man fühlt sich dabei total relaxt und danach wie neu geboren.
- Und wie durch ein Wunder habe ich auch dieses Abenteuer überlebt. Bis auf den stechenden Schmerz, den ich seitdem in meinem Nacken verspüre (ich tippe auf Muskelkater oder Genickbruch), fühle ich mich erstaunlich entspannt.
Ich mach jetzt Schluss, denn ich muss meine Schmusekatzenposition noch ein wenig perfektionieren und gleich kommt Friends im Fernsehen. Also bis bald!
P.S.: Des Rätsels Lösung:
1C, 2D, 3C, 4B, 5C, 6A, 7B, 8C
(Ich musste 5 ändern, um keine falschen Gerüchte aufkommen zu lassen.)
Vielen Dank für die Lösungseinsendungen. Die Preise folgen in Kürze - oder spätestens, wenn ich wieder in Deutschland bin!
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