


... gabelte sich mein Lebensweg plötzlich in zwei Richtungen. Ich holte tief Luft und wählte den Pfad, der mich in die Fremde führte. Nach Wahrheit und Wissen strebend gelangte ich an einen Ort, an dem die Menschen saure Gurken frittieren und es ständig heiß ist...
Hier ist aber eine Feier angesagt! Der Bürgermeister lässt eine große Tribüne aufrichten, worauf er jedes Jahr eine feierliche Rede zum Beginn der Straßenbauzeit hält. Es wird Cola getrunken; Feuerwerke werden von den Kleinen angezündet. Die summen über Lake Mendota ins Finsternis der ersten Nacht der Straßenbauzeit.
In der E. W. Avenue wechseln die Straßenbauarbeiter jeden Tag die Spuren, die offen zum Verkehr stehen. Wo im Winter sechs Fahrbahnen streckten, drei nach Westen und drei nach Osten, bleiben nur zwei übrig. Montags darf man nur auf der rechten Seite fahren. Dienstags, Mittwochs und Bastille-Tag ist das Fahren nur auf der linken Seite erlaubt. Das Tempo wird von 40 Stundenmeilen bis zu 15 Stundenmeilen gesenkt, damit all die Kinder, die die große Straße entlang tagtäglich stehen, ein bisschen mehr die Autoparade schätzen können. Kuck da! Ein Cabrio mit einem kahlen Mann am Steuer. Wo bleibt die Perücke? Vom Winde verweht! Und nun kommt ein alter Dodge, durchgerostet und offenbar ohne funtionierende Klima-Anlage. Die Fenster sind alle offen, und 15 schmutzige Kinder schauen von den Hinterfenstern starr aus. Die Kinder an den Straßenseiten lachen und jubeln. Vielleicht bekommen sie noch eine kleine Süßigkeit von dem Auto? Da ist leider nur den Stinkefinger zu sehen, und das schon zum dritten Mal. Die Kinder wollen was Neues!
Aber nicht nur die E. W. Avenue liegt in Trümmern, sondern auch die andere Hauptverkehrsader der Stadt. Und dieses Jahr wird Straßenbauzeit besonders schön gefeiert! Dort wird nämlich nicht nur die rechte Spur neu betoniert, sondern die zwei linken Spuren werden für jeglichen Verkehr völlig gesperrt, da ein neues Hochhaus schnell zusammengebastelt wird. Solche Baustellen hab ich seit Speer nicht mehr gesehen! Solcher Eifer! Und ein Block weiter, noch ein neues Gebäude, diesmal für die Business-School.
Der Bürgermeister freut sich außerordentlich über die diesjährige Straßenbauzeit. Ihm schwebe nämlich eine neue Straßenbahn vor. Aber will er sie dieses Jahr bauen, denn die Straßen werden sowieso neu gepflastert, und es würde die spätere Arbeit erleichtern, die Schienen diese Straßenbauzeit zu legen. Nein, meint er, wir müssen bis nächste Straßenbauzeit warten, damit wir dann richtig feiern können. Und die Kinder sind schon darauf begeistert.
Und weil der See ja zugefroren ist, sitzen die Enten, die da normalerweise fröhlich drauf rumplantschen verwirrt auf der Straße.
Selbst die aufgeplusterten Spatzen versuchen sich warm zu halten. Arme kleine Spätzchen!
Hier ein Blick über die "Terrace" beim Campus:
Der See ist noch nicht ganz zugefroren, aber wir arbeiten noch daran.
Außerdem muss ich noch erwähnen, dass ich mich super-super-superdoll gefreut habe, weil mein Blog zum allerallerallerersten Mal bei einem anderen Blog in der Blogroll erschienen ist. Yeahy!!! Freu! Danke, A-Heldin vom Sistaweb. Ihr solltet Ihren Blog unbedingt auch mal auschecken, denn er ist echt supercool.
Und bitte nicht vergessen: In 2 Tagen ist es soweit! Vom 19.-26. Januar findet meine ganz persönliche De-Lurking Week statt. (Eine Woche später als die offizielle delurking week, da in der Woche bei und dann auch das Semester los geht.) Also in der Zeit bitte alle wie wild Kommentare hinterlassen. Ich verspreche im Gegenzug auch ganz viele neue Einträge zu schreiben, damit ihr auch was zum kommentieren habt. Freu mich schon darauf zu sehen, wer die 3 Leute sind, die meinen Blog regelmäßig lesen. :o)
Dies ist noch mal Lake Menona. Mittig im Hintergrund kann man das Kapitol sehen und hinten rechts ist Van Hise, das Gebäude, in dem sich die Deutsche Fakultät befindet.
Und hier ist das Ergebnis meines amerikanischen Kochversuchs. Nein, falsch. Das ist nicht "Das Grauen - Dritter Teil", denn das hat ausnahmsweise geschmeckt (hab ja auch ich gekocht *grins*). Was Ihr hier seht ist Twice-Baked Acorn Squash. Das ist so eine Art Kürbis, den man zuerst im Backofen gart und dann aushüllt und entweder mit Honig, Zimt, getrockneten Preiselbeeren und Nüssen würzt (siehe links) oder mit Zwiebeln, Kräutern und Käse überbackt (siehe rechts). Hmmm lecker! Und im Hintergrund sieht man auch noch meinen geliebten Pumpkin Spice Tea.
Oh, und hier noch mal ein Bild von Frida. Hat nicht wirklich was mit Herbst zu tun, aber sie ist doch sooooooo süß (- besonders mit dem Schlappohr)!!!
Dieses Wochenende war ich in New Glarus, einem kleinen Ort ca. 45 Autominuten von Madison entfernt. New Glarus wurde 1845 von Schweizern besiedelt, die eigentlich ganz schnell den typischen American Way of Life übernommen haben. Naja, und nach über hundert Jahren in Amiland, hatten sie sich dann so an die amerikanischen Bräuche und materialistische Lebensweise gewöhnt, dass sie sich wohl überlegt hatten, selbst aus ihren schweizer Wurzeln Geld zu schlagen. Und so wurde in den 60er Jahren kurzerhand ein schweizer Architekt bestellt, der das halbe Städtchen zu einer Disneyland-Version der Schweiz umgebaut hat.
Naja, wie man sieht ist den Amis das auch ganz gut gelungen, nur so eine Kuh ist mir in der richtigen Schweiz noch nie über den Weg gelaufen. Aber die kannte ich ja schon aus Madison.
Zu meinem großen Bedauern hatten wir leider in diesem Jahr schon das Heidi Festival verpasst. Naja, man kann nicht alles haben. Dafür fand ich eigentlich die schweizerisch-reformierte Kirche ganz schön:
Von innen hatte sie zwar eher einen amerikanischen Charakter...
... aber wenn man genau hinguckte, fand man auch hier den schweizer Einfluss:
Auch sonst versuchen die Amerikaner alles authentisch zu gestalten. Die Preise in den Restaurants entsprechen direkt dem teuren schweizer Vorbild und auch die Straßen sind zweisprachig ausgeschildert. Selbst die Schweizerin in dem Souvenirladen war super nett zu meinen amerikanischen Freunden, guckte mich aber noch nicht mal mehr an, nachdem sie mitbekommen hatte, dass ich Deutsche bin. Genauso wie in der Schweiz.
Ich musste mich daher schwer beherrschen, um nicht doch eine Milka-Schokolade zu kaufen, obwohl sie meine Lieblingssorte "Erdbeer-Joghurt" dort hatten. Allerdings konnte ich einfach nicht an einer Karte vorbeigehen, die ich dann schliesslich doch für einen kranken Freund kaufen musste. (Check your mail box, Jim Bob.) Der Kartentext lautet:
"Herzliche Wünsche
Es geht alles vorüber
Es geht alles vorbei
Bald gibt´s wieder Wurst
Statt bitterer Arznei.
Gute Beßerung" (Alfred Mainzer)
Die Karte wurde in Spanien für einen New Yorker Verlag auf Deutsch gedruckt und ich nehme mal an, dass sie nur die Wurst erwähnen und das "ß" mit eingebaut haben, um die Karte authentischer wirken zu lassen. Dabei gibt es in der Schweiz noch nicht mal ein "ß". Aber es hätte mich auch nicht gewundert, wenn sie noch ein paar Umlaute mehr mit eingebaut hätten, denn hier am Flughafen in Madison gibt es auch einen "Würststand" und in der Eisdiele verkaufen sie hier "Germanchökolätekäke" als Eissorte, was übrigens sehr gut schmeckt. Mmmh!
Die einzig wahre Entäuschung in New Glarus waren die Berge. Die waren nämlich... naja... nicht vorhanden. Wisconsin ist nämlich doch eher flach. Aber es hat mich auch nicht weiter gestört, da ich ja schon als Kind immer mit meinen Eltern in den Alpen wandern musste und das immer totlangweilig fand.
So insgesamt hat mir New Glarus echt sehr gut gefallen. Und vielleicht schaffe ich es ja nächstes Jahr, doch noch mal das Heidi Festival zu besuchen. Ich wollte doch so gern einen Ami jodeln hören!
Seit ein paar Monaten erkennt man Madison kaum wieder, denn wo man auch hinschaut, überall sind Kühe. Man sollte meinen, in Wisconsin gäbe es schon genug Kühe (1,2 Mio.), aber trotzdem hat sich die Milchindustrie jetzt Verstärkung geholt, um für ihre Produkte zu werben. Die Kühe wurden von verschiedenen Künstlern gestaltet und werden im November zu Gunsten eines Krankenhauses versteigert. Manche kennen vielleicht auch die Cow Parade aus anderen Städten wie z.B. Chicago (in Dortmund gab es mal Nashörner, oder?), aber hier in Wisconsin haben sich wohl viele Künstler gedacht, dass man die Kühe am Besten mit Motiven aus Wisconsin und Madison verzieren sollte. Hier sind mal ein paar Beispiele:
Diese Kuh trug den Titel "The Road Home" und man sieht neben den Felder im Vordergrund auch das Kapitol im Hintergrund. Die Schnörkel and den Hinterbeinen und Hörnern find ich total klasse. Erinnert auch ein bisschen an das Blumenmotiv am Rande meines Blogs =)
Diese Kuh steht vor der Historical Society und ich fand die Idee mit der Kutsche total witzig. Sie soll wohl auch an die Einwanderer, die nach Wisconsin kamen, erinnern.
Auf den ersten Blick sieht man hier einfach nur eine Mosaik-Kuh (das ist eins der Wörter, von denen ich nie geglaubt hatte, es jemals benutzen zu müssen: Mosaik-Kuh), aber wenn man ganz genau hinguckt, kann man Camp Randall (Footballstadium der Badgers, unseres Footballteams) am Schulterblatt erkennen und ...naja hinten... sieht man auch das Kapitol. Das Blau an den Beinen stellt einen der Seen dar.
Dies ist eine meiner Lieblingskühe. Ich versuche noch heraus zu bekommen, ob sie den Sonnenaufgang über Lake Mendota (à la Van Goghs Sternennacht) darstellen soll, oder ob es sich eher um ein Unterwasserbild von einem der Seen handelt. Hmmm.
Und zum Schluss mein absoluter Favorit: Die Kuh vor der Union. Die University-Kuh. Auf ihr erkennt man alle wichtigen Motive rund um die University und Madison. Auf ihr ist alles drauf, was Madison seinen Charakter als schönste Unistadt des mittleren Westens verleiht. Total genial!