28.10.2006

Katzenjammermonolog

Endlich Wochenende! Die vergangene Woche war ziemlich stressig, denn ich stecke mitten in meiner Studie und hier ist so viel passiert. Ich würde so gerne von all diesen Sachen schreiben, aber bisher habe ich selbst noch gar nicht die Zeit gefunden, alles zu verarbeiten. Es dauert also vielleicht noch ein wenig, bis der nächste Beitrag hier erscheint.

Bis dahin vertröste ich Euch mit diesem Gedicht von Mascha Kaléko. Sie ist unter allen deutschsprachigen Dichterinnen meine Lieblingspoetin, weil sie es mit wenigen und recht schlichten Worten schafft, selbst vielschichtige und schwierige Lebenssituationen genau darzustellen und mit ihren tiefsinnigen Gedichten genau ins Schwarze zu treffen. Ich bin mir nicht mehr sicher, wo ich das folgende Gedicht zum ersten Mal gelesen habe, deshalb kann ich leider keine Quellenangabe liefern. Aber es beschreibt genau, wie es mir im Moment geht und es gibt bestimmt auch andere, die dieses Gefühl gut kennen.

Katzenjammermonolog
von Mascha Kaléko

Zuweilen möchte man aus sich heraus
Und kann die Tür ins Freie doch nicht finden.
Dann schnüffelt man vielleicht mal nach den Gründen
Und kriecht noch tiefer in sein Schneckenhaus.

Man müsste vieles tun. Und manches lassen.
Und kann das eine wie das andre nicht.
Man denkt an manche unerfüllte Pflicht,
Bis sich die Dinge dann mit uns befassen.

So vieles tut man rasch in Acht und Bann
Mit Augen, die geschlossen schon erblinden.
Doch auch das Schicksal hat so dann und wann
Auf unserm Konto Unterlassungssünden.

Mitunter scheints, man sei nun endlich da.
Am Ziel, von dem man schüchtern nur geträumt hat
Da plötzlich merkt man, dass man was versäumt hat,
Ein dummes Etwas nur. Beinah . . . beinah.

Wenn man ein zweites Mal geboren würde,
Dann finge man das Leben anders an.
Vielleicht, dass dann so manches anders würde . . .
(Vorausgesetzt, dass man vergessen kann -)

Dass man vergessen kann, was man erfahren.
Man horcht sehr oft zu viel in sich herum.
Am besten wär es, klug zu sein und stumm.
Man ist zuweilen alt mit achtundzwanzig* Jahren.

* Anmerkung von mir: Im Original heißt es, glaub ich, "... mit zwanzig Jahren"

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