17.10.2006

An alle, die mir besorgte Emails wegen meines Autos geschickt haben:


Heute wurde meine Mailbox nicht nur von den üblichen Spammails überflutet, sondern ich habe auch ein paar *sehr* besorgte Emails wegen meines Autos und dessen Ölstand bekommen - und die waren nicht alle nur von meinem Vater (nur 2 davon). An dieser Stelle möchte ich meine besorgten Blogleser auch darauf hinweisen, dass dieser Blog eine Kommentarfunktion am Ende jedes Beitrags besitzt, und ich mich sehr über Kommentare freuen würde.

Aber nun zum Update über mein kleines krankes Äuteken:
Da ich am Sonntagabend leider keine Sternschnuppe mehr erspähen konnte, sieht es sehr schlecht für mein Auto aus. Als ich es in die Werkstatt gebracht habe, und dem Mechaniker mal wieder meine Imitation von Autogeräuschen vorgemacht habe, meinte der nur: „You have a very interesting car.“ Was er eigentlich damit sagen wollte, war: „Da haben Sie aber einen ziemlich großen Sch... Schrotthaufen!“ (frei übersetzt)

Nachdem er mein Auto dann von oben bis unten durchgecheckt hat, hab ich am Abend wieder mit dem Mechaniker am Telefon gesprochen. Es war ein ziemlich langes Telefongespräch! Während er mir vorgelesen hat, welche Teile alle an meinem Auto total kaputt sind, etwas kaputt sind, in den nächsten Monaten voraussichtlich kaputt gehen werden und an meinem Auto praktisch schon gar nicht mehr vorhanden sind, habe ich es geschafft, Abendbrot zu machen, die Hausaufgaben meiner Studenten zu korrigieren und wenn ich ihn nicht irgendwann unterbrochen hätte, wäre es mir auch gelungen, einen neuen Blogeintrag zu schreiben. Der hat gar nicht mehr aufgehört zu reden. Ich wusste nicht, dass ein Auto aus so vielen Teilen besteht. Leider muss ich auch zugeben, dass ich ca 95% von dem, was er mir erzählt hat nicht verstanden habe und wahrscheinlich auch nicht auf Deutsch verstanden hätte.

Nur eins ist klar gewesen: Das Öl, um das sich so viele Leute Sorgen gemacht haben, war wirklich das kleinste Problem. Scheinbar ist es okay für Öl nach einer Weile braun zu werden. Und dass ich in den letzten 2 Jahren auch keinen Ölwechsel hab machen lassen, lag auch daran, dass ich nie sehr weit mit dem Wagen gefahren bin. Es kommt ja nicht so sehr auf das Alter des Öls an, sondern wie weit man damit fährt – und ich fahre schließlich nicht jeden zweiten Monat 8 Stunden lang um den halben Lake Michigan nach Ann Arbor wie das so manche anderen Leute tun! ;o)

Ich glaube, das Weiteste, was ich je gefahren bin, war bis zur Bavaria Sausage Kitchen. Ja, es gibt hier in einem Vorort einen kleinen deutschen Laden, in dem man Überraschungseier für fast $3 pro Stück kaufen kann. 1 Mal pro Jahr verschlägt es mich dahin. Dort bestaune ich erst mal die ganzen deutschen Produkte, die ungefähr 6 mal so teuer sind wie zu Hause und kaufe dann immer eine Mini-Mini-Miniflasche Curryketchup für $5, denn ohne guten Curryketchup kann man einfach keine leckere Hackfleischsoße für Spaghettis machen – das weiß doch wohl jeder. Und ohne leckere Spaghettis kann keiner von mir verlangen, noch länger in den USA zu bleiben.

Wo war ich? – Ach ja, mein Auto:
Also das Öl wurde trotzdem gewechselt. Das eigentliche Problem ist allerdings die Lenkung und so ziemlich jedes kleine Teilchen oder Schräubchen, das damit zusammen hängt. Von den Gummidichtungen bis zur Hydraulik – alles im Eimer. Naja, ich hab den guten Mechaniker dann mal gaaaaaanz vorsichtig gefragt, welche Teile auf seiner 100 Dinge-die-an-diesem-Auto-total-über-der-Wupper-sind Liste denn die größte Gefahr für Leib und Leben darstellen würden und was davon ABSOLUT notwendig wäre, zu reparieren. Er hat dann ein paar Dinge aufgezählt und mir einen Kostenvoranschlag gemacht, der ungefähr dem Wert meines Autos im heilen Zustand entsprechen würde. Man könnte also sagen, dass mein Auto offiziell tot ist.

Daraufhin habe ich eine schlaflose Nacht damit verbracht, mir zu überlegen, was ich machen soll:
Soll ich mein Auto von seinen Leiden erlösen und es endlich verschrotten?
Soll ich es reparieren lassen?
Soll ich mir von meinen letzten paar Pfennigen ein neues gebrauchtes Auto kaufen (was wahrscheinlich genauso ein Schrotthaufen sein würde, denn –hallo- ich bin 28, immer noch Studentin – ergo ich bin arm wie eine Kirchenmaus!)?
Oder soll ich mir, wie jeder normale Europäer, wieder das Laufen angewöhnen?

Keine leichte Entscheidung, sag ich Euch. Naja, ich habe mich dann schweren Herzens dazu entschlossen, das Auto doch noch mal reparieren zu lassen. Ich hoffe, dass es wenigstens noch so lange am Leben erhalten werden kann, bis der Winter vorbei ist. Die Entscheidung mag für manche vielleicht wirtschaftlich nicht ganz nachvollziehbar sein, aber im Moment habe ich weder die Zeit noch das Geld, mir ein anderes Auto zu suchen. Und wer immer noch meint, es würde sich nicht lohnen, das Auto reparieren zu lassen, hat wahrscheinlich auch noch nie den Winter in Wisconsin erlebt und musste noch nie schwere Einkaufstaschen bei minus 20 Grad Celsius durch meterhohen Schnee zu Fuß nach Hause schleppen. Ich durfte das 3 Jahre lang in meiner Vor-Auto-Zeit machen und das ist ein Erlebnis, das ich nicht noch mal wiederholen möchte. Ich saches Euch: Man glaubt ja gar nicht, wie schnell so Nasenhaare gefrieren können.

Naja, so steht es also um mich und mein Auto. Während meine lieben Eltern ihre Koffer für ihren Spanienurlaub packen, werde ich mir jetzt einen Pumpkin Spice Tea kochen, mich in meine Bettdecke einkuscheln und mich fragen, warum ich unbedingt hier studieren musste, wo es im Winter so kalt wird und man unbedingt ein Auto braucht.


P.S.: Dies wäre übrigens eine wirklich gute Gelegenheit, hier ein paar aufmunternde Kommentare für mich zu hinterlassen!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

HURRA, wir sind die Ersten, die Dir einen Kommentar in Deinem Madtown-Blog hinterlassen!

Hiermit Dir (und Deinem Auto) die besten Grüße und Wünsche nach Madison.

Wir denken häufig an Dich und freuen uns, hier regelmäßig Deine neuesten Abenteuer nachlesen zu können.

Liebe Grüße aus "Theremouth",

Jutta und Dominik

Nikki hat gesagt…

Vielen Dank für Euren Kommentar. Leider seid Ihr nur die Zweiten, denn vor ein paar Wochen hatte schon mal mein Doktorbruder einen Beitrag kommentiert. Aber trotzdem Danke. Ihr seid die Ersten, die auch mein Auto grüßen!!!
Ich musste natürlich auch an Euch (und besonders an Dominik) denken, als neulich die Feuerwehr vor meiner Tür stand. Deshalb hab ich auch extra das Foto von dem Löschzug gemacht.
Viele liebe Grüße nach Theremouth. Ich vermisse Euch auch!

Nici