Jeder weiss, dass es oft im Leben die kleinsten Dinge sind, die großes Unheil anrichten können. Ein klitzekleiner Kieselstein kann eine ganze Lawine in Gang setzen, die Spaltung von winzigen Atomkernen wird als Energiequelle für die schlimmsten Waffen der Menschheit genutzt, naja und in meinem spezifischen Fall reicht eine einzige Autosicherung, um meine ganze Tagesplanung aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Wie die Meisten wahrscheinlich wissen, habe ich mir hier vor ca. 2 Jahren ein gebrauchtes Auto zugelegt. Ein Auto ist in Amerika so ziemlich unabdingbar, denn schliesslich leben wir hier nicht nur im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, sondern auch im Land der zu Fuß unerreichbaren Möglichkeiten. Ohne Auto läuft hier nix. Allerdings läuft bei mir mit Auto leider auch nix. Ganz besonders nicht mein Auto. Jeden Morgen, wenn ich aufwache, frage ich mich als erstes: „Na, wird er´s wohl heute tun???“ Und die Antwort meines Autos ist leider viel zu oft: „Och nööö du, heute mal nicht!“
Okay, zugegeben: Das Auto ist mittlerweile 20 Jahre alt, was in Autojahren wahrscheinlich schon fast an die 100 reicht und in Klimaverhältnissen wie in Wisconsin die durchschnittliche Lebenserwartung eines Kraftfahrzeuges um ca. 10 Jahre übersteigt. Trotzdem! Mein „Äutecken“ lebt erst seit 2 Jahren hier im wunderschönen Dairy State und sollte eigentlich noch ein bisschen durchhalten, zumindest bis ich Nr. 8 auf meiner Liste (siehe rechts) abgehakt habe. Aber Pustekuchen.
Als ich heute Nachmittag losfahren wollte, hat es mir den Finger gezeigt. Na gut, es war der Scheibenwischer. Aber es hätte genauso gut der Finger sein können. Als ich nämlich versuchte den Motor anzuschmeissen, bewegte sich der Wischer ganz gekonnt bis senkrecht nach oben und blieb dort stehen. Solidarischerweise dachte sich just in diesem Moment wahrscheinlich auch der Fensterheber: „Och, dann bleib ich auch mal stehen.“ Wie im Schock starrte ich den Scheibenwischer an und dachte: „Nicht schooon wieder!“
Seit ca. 1/2 Jahr streiken nämlich der Scheibenwischer und Fensterheber ab und zu, wenn es mal anfängt zu regnen. ...Oder wenn die Sonne scheint und wir hohe Luftfeuchtigkeit haben. ...Oder wenn es neblich ist. ...Oder wenn sie auch sonst keine Lust haben.
Mittlerweile bin ich stinksauer. Die einzige Aufgabe eines Scheibenwischers ist es, bei Regen die Scheiben zu wischen. Er muss keine Doktorarbeit über das Motivationsverhalten von Fremdsprachenlernern verfassen, er muss nicht 22 Studenten mit den Ablautregeln der Konjugationen des Deutschen vertraut machen und es wird auch nicht von ihm verlangt, ein Miniseminar über die kulturelle Identität der Deutschen abzuhalten. Alles, was er tun muss ist sich von rechts nach links zu bewegen, WENN ES REGNET. Und tut er es? Natürlich nicht. Solange es nicht regnet ist alles kein Problem. Er schwingt fröhlich hin und her als ob er mir zuwinken würde und sagen wollte: „Guck mal, guck mal, was ich kann!“ Aber wenn es dann anfängt zu regnen und ich ihn brauche, streikt das blöde Ding! Na super!
Also hab ich mir im Internet angelesen, wie man eine Sicherung auswechselt und welches Kontaktspray man wo und wie reinspritzen muss, damit ich mein Auto wieder halbwegs benutzen kann. Okay, das war keine große Aktion, aber seit ich dieses Auto habe, wundern sich die Betreiber der AAA Webseite (amerikanischer ADAC) wahrscheinlich, warum sie plötzlich 5-mal so viele Klicks auf ihre Seite über Autoselbstreparaturen verzeichnen können als noch vor 2 Jahren. Zugegeben, ich bin hierher gekommen, um was zu lernen, aber ich hatte da mehr an angewandte Linguistik und weniger an Automechanik gedacht. Naja, wenigstens konnte ich so mein englisches Vokabular ein wenig erweitern. Und ich liebe mein Auto. Fest steht jedoch, sollte ich jemals wieder Wörter wie „Nockenwellen“ oder „Kurvengetriebe“ im Wörterbuch nachschlagen müssen, nehme ich mir auch gleich die Zeit, um zu lernen, wie der Ami „Autopresse“ übersetzt.
2 Kommentare:
Ein schöner Blog! Wer hätte gedacht, dass eine "Deutschin aus dem Sauerland" über einen solchen aparten Sinn für Humor verfügen könnte. Bin sprachlos. Schreib bitte nur weiter! Ich lese das gern, ist aufheiternd--bes. da wo mein gesundheitsbezogener Zustand mittlerweise viel zu wünschen lässt... =) Übrigens, hast du jemals daran gedacht, dich als freie Schriftstellerin niederzulassen? Würde Dir passen, die Tätigkeit. Ya got the skills, just put in the work. Ok, enuff from me. Bis dann!
Oh jippieh! Der allererste Kommentar auf meiner Blogseite. *Freu*
Und dann noch so ein netter Kommentar. *Doppel-Freu*
Gute Besserung, Jim Bob!
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