Gestern war ich beim Frisör. Falls Ihr weiblich seid, wisst Ihr bestimmt, dass so ein Gang zum Frisör entweder superschön und entspannend sein kann oder aber auch der totale Horror. Gestern war es leider das Letztere.
Frisörbesuche sind so eine Sache. Forrest Gump würde sagen:
Frisörbesuche sind wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man bekommt. Und da muss ich leider dem Erfinder des T-shirts mit smile-face zustimmen. Falls du einen Frisör siehst:
Lauf, Forrest, lauf.
Ich hatte nie ein sehr gutes Verhältnis zu dieser Berufsgruppe. Vielleicht liegt es daran, dass mir meine Mutti immer die Haare bei uns im Badezimmer geschnitten hat als ich ein Kind war. Meine Mutter ist gelernte Bankkauffrau und trotzdem saßen meine Haare immer wie eine Eins. Wieso sollte ich also dafür extra Geld ausgeben und zum Frisör gehen?
Als Teenager wollte ich es dann aber trotzdem mal ausprobieren. In dieser Zeit macht man ja bekanntlich viele Sachen, die einem später nicht mehr ganz so logisch erscheinen. Also bin ich zum Frisör gegangen. Einige schreckliche Dauerwellen und Tönungsversuche später saß ich wieder bei Mutti im Badezimmer.
Seit ich jedoch hier in den USA bin, muss ich ich wohl oder übel doch ab und zu mal zum Frisör. Und da ich ja nur eine arme Studentin bin, reicht das Geld auch nie für einen richtig guten Frisör, sondern immer nur für den $10.99 Haarschnitt beim Diskountladen an der Ecke. Und bevor jetzt jemand meint, ich könnte von einem Billigfrisör ja auch nicht mehr erwarten, möchte ich daran erinnern, dass ich im Salon Mutti ja auch immer einen ordentlichen Schnitt bekommen habe, obwohl sogar eine ungelernte Kraft ihre Schere an meinen Scheitel gelegt hat. Ich finde, dann kann ich ja wohl für $10.99 auch etwas Vernünftiges erwarten.
Aber leider war dem nicht so. Leider war dem überhaupt nicht so.
Frisöre sprechen eine andere Sprache. Selbst in Deutschland habe ich immer Probleme, den netten Herren oder Damen mit den scharfen Scheren klar zu machen, wie ich meine Haare gerne hätte.
Ich sage:
Nur die Spitzen bitte.Und bevor ich weiß wie mir geschieht, sind meine Haare 10 Zentimeter kürzer.
Ich sage:
Ich würde gerne mal einen neuen Haarschnitt ausprobieren.Und hinterher sehe ich so aus, als ob ich nie beim Frisör gewesen wäre.
Ich sage:
Ich würde gerne meinen Pony wachsen lassen.Und am Ende sind meine Ponyhaare so kurz, dass sie von alleine zu Berge stehen.
Alles wirklich mal so passiert. Kein Schmus. Ich habe eindeutig ein Kommunikationsproblem mit dieser Berufsgruppe. So, und jetzt stellt Euch mal vor, wie das so abläuft, wenn ich in einem fremden Land zum Frisör gehen. In einem Land, wo die Frisöre und ich noch nicht mal die selbe Muttersprache sprechen. - Richtig: Absolutes Chaos.
Ich denke zwar, dass ich nach 5 1/2 Jahren in diesem Land mich schon ganz gut verständlich machen kann, jedoch scheinen das die Frisöre hier anders zu sehen. Ich habe immer den Eindruck, dass die irgendwie geistig abschalten, sobald sie merken, dass ich nicht aus den USA komme. Von dem Moment an kann ich dann sagen, was ich will. Irgendwie hören sie mir nicht mehr zu und schneiden munter darauf los.
Ich glaube allerdings nicht, dass es an meinem schlechten Englisch liegt. Immerhin schaffe ich es mit dem Englisch mich übers Telefon nach Steuervergünstigungen zu erkundigen oder auch meine Dissertation zu schreiben. Aber irgendwie scheinen Frisöre in dem Glauben zu leben, dass ausländische Studenten in der sozialen Hackordnung weit unter Frisören liegen, so dass sie nicht mehr zuhören müssten.
Mit anderen Worten: Es ist reine Glückssache, ob mein Haarschnitt hinterher meinen Anweisungen entspricht oder nicht. Ich bin mir z.B. ziemlich sicher, dass ich gestern mit keinem Wort Stufen (
layers) erwähnt habe, als ich beschrieben habe, wie ich gerne meine Haare hätte. Trotzdem sind meine Deckhaare eine Handbreit kürzer als die Haare darunter. Mir ist auch nicht ganz klar, warum meine rechte Seite ungefähr einen Zentimeter länger ist als meine linke Seite. Und wieso die gute Frau mir ohne meine Zustimmung meinen Pony geschnitten hat, ist mir auch ein absolutes Rätsel. Aaaaaaahhhhhhhhhhhhh!
Die Moral von der Geschichte:
Sobald Ihr einen amerikanischen Frisör seht: Rennt um Euer Leben!!!