Wie schon vor ein paar Tagen geschrieben, ist dies einfach nicht meine Woche. Überhaupt nicht meine Woche. Aber wirklich so gar nicht! Und wie könnte diese Woche besser enden als mit einer Fahrt in einem amerikanischen Streifenwagen?!?
Ursprünglich wollte ich heute zu meiner Freundin nach Beloit fahren, um morgen mit Ihr nach Chicago zum Weihnachtsshopping zu gehen. Ich liiiiiiebe Chicago in der Weihnachtszeit, die dekorierten Schaufenster und die ganze Weihnachtsstimmung. Einfach märchenhaft. Nur leider hatte ich total vergessen, dass ich diese Woche vom Pech verfolgt bin. Hätte ich daran gedacht, wäre mir wahrscheinlich auch in den Sinn gekommen, dass es nicht ganz unwahrscheinlich ist, dass am 1. Dezember hier der Winter ausbricht und so hat es letzte Nacht hier so stark geschneit, dass an eine Fahrt nach Chicago nicht zu denken war. Selbst die Flüge wurden storniert. Aufgrund dessen sass ich hier fest.
Naja, und da ich gestern die letzten Überreste meines Thanksgiving-Festtagsschmausses verputzt hatte, musste ich auch mal wieder einkaufen fahren. Also bin ich mit meinem Auto los und auf der Rückfahrt ist es dann passiert:
Mein Auto ist gestorben.
Einfach so, ohne Vorwarnung, mitten beim Fahren, mitten auf der Strasse. Einfach ausgegangen. Tot. Kein Strom mehr. Kein Mucks mehr. Stille! - Naja, nicht lange, dann fingen die anderen Autos an zu hupen.
Ich also verzweifelt nach meinem Warndreieck gesucht. So ein Teil ist auch nie da, wenn man es braucht. Wenn man schwere Einkaufstaschen in den Kofferraum packen will, ist es immer im Weg, aber wenn man im Dunkeln mitten auf der Straße liegen bleibt, versteckt es sich irgendwo in der letzten Ecke dieser Schrottkarre. Naja, es dauerte nicht lange, da haben schon eine Reihe netter jungen Männer angehalten, um mir zu helfen. War nämlich gerade Feierabendverkehr. Die haben mein Auto dann an den Straßenrand geschoben und ich hab vom nächsten Geschäft aus, die zum Glück noch offen hatten, den AAA (amerikanischen ADAC) angerufen.
1/2 Stunde später in eisiger Kälte bei -8 Grad Celsius bibbernd, tauchte endlich Hilfe in Form eines gelben Engels, die hier eigentlich rot sind, auf. Der gute Typ hat mir dann Starthilfe gegeben und mir hoch und heilig versichert, dass mein Auto jetzt die 1/2 Meile bis zu mir nach Hause fahren würde. Und ich hab ihm geglaubt. Wer würde nicht einem Engel glauben. Einem mit Abschleppwagen. Einem, der mein totes Auto wieder zum Leben erweckt hat.
Scheinbar war mein Auto aber nur kurzfristig unter die Lebenden zurück gekehrt, denn 3 Minuten später stand ich wieder. Diesmal mitten auf einer Kreuzung. Einer Kreuzung mit 4 Spuren in jede Richtung. Und Klein-Nici mittendrin. In einem toten Auto. Und immer noch keine Ahnung, wo mein Warndreieck war. Hätte ich eh nicht mehr in meinem Kofferraum gesucht. Hatte viel zu viel Angst, überhaupt aus meinem Auto auszusteigen und von einem der übrigen hupenden, verärgerten-aber-trotzdem-wie-die-letzte-Sau-fahrenden Verkehrsteilnehmern über den Haufen gefahren zu werden. Also blieb ich erst mal sitzen. Und tat das Einzige, was mir in dieser Situation übrig blieb. Sobald andere Teilnehmer neben mir stehen blieben, versuchte ich durch Blickkontakt und Telepathie sie dazu zu bringen, mir zu helfen, mein Auto von dieser Todeskreuzung in Sicherheit zu bringen und mich aus dieser Situation zu befreien.
[Kleine Notiz an mich: Nachgucken, ob irgendwo ein Telepathiekurs angeboten wird. Bin nämlich nicht gut darin. Würde Telepathie als Sportart neben Yoga gelten?]
Ungefähr 15 Grünphasen später, hielten endlich 2 Leute an, die so nett waren, mir zu helfen. Okay, zugegeben, unter anderen Umständen hätte ich diesen 2 Typen nicht im Dunkeln begegnen wollen, aber was sollten sie schon groß tun. Mein Auto stehlen??? Meine Vollkornnudeln (die Einkäufe, die ich vor der ganzen Geschichte gemacht hatte) roh essen? Mein Geld stehlen? Leute, wenn ich Geld hätte, würde ich ein Auto fahren, mit dem man nicht mitten auf einer Riesenkreuzung liegen bleibt. Und Schmuck, den die hätten stehlen können, hatte ich auch nicht dabei, noch nicht mal eine Armbanduhr, denn die ist mir ja am Anfang meiner Pechsträhne am Montag schon kaputt gegangen.
Die beiden Helfer waren aber wirklich leicht merkwürdig, denn während wir mein Auto von dieser Megakreuzung runtergeschoben haben (was ziemlich lange gedauert hat), hat sich der eine Typ über sein Handy mit seiner Freundin gestritten. Man möchte meinen, dass es sich besser mit 2 Händen schieben lässt, aber in dieser Situation wollte ich mich nicht beklagen.
Ich fand es auch etwas merkwürdig, dass der eine Typ ein wenig unruhig wurde, als plötzlich ein Polizeiwagen mit Sirene und Lichtern und allem drum und dran hinter uns hielt. Na super. Da hat man einmal im Leben einen richtig schlechten Haartag, und schon bleibt man nicht nur einmal, nein, sondern zweimal mit dem Auto liegen und das mitten auf einer Kreuzung und falls noch nicht die halbe Stadt das mitbekommen hat, kommt so eine nette Streife vorbei und zieht die ganze Aufmerksamkeit auf einen. Super. Hatte ich schon erwähnt, dass ich eine schlechte Woche habe???
Naja, der eine Helfer, den ich gerade noch hatte, ist dann ziemlich schnell verschwunden. Ich möchte gar nicht wissen warum.
Nachdem wir mein Auto dann halbwegs auf den Parkplatz geschoben hatten, hat mir die nette Polizistin angeboten, mich nach Hause zu fahren. Und so kam es dann, dass ich in einem Polizeiauto mitfahren durfte. In einem amerikanischen Polzeiauto. Und ich muss sagen, sie sehen genau so aus wie im Fernsehen. Die Türen hinten lassen sich nicht von innen öffnen und man fühlt sich wirklich ein wenig eingesperrt. Außerdem machen Polizistinnen keinen Small Talk beim Fahren und die Sirene hat sie auch nicht mehr angeschaltet. Naja.
Irgendwie hätte ich nie gedacht, dass ich mal mal in einem amerikanischen Polizeiauto fahren dürfte. Meine Nachbarn anscheinend auch nicht. Auch eine Möglichkeit sich seinen Ruf zu ruinieren. Aber darüber mache ich mir erst später Gedanken.
Das Problem: Mein Auto stand immer noch mitten auf diesem Parkplatz und zwar nicht gerade in einer Parklücke, sondern so kunstvoll in 4 Parklücken gleichzeitig, dass ich mich damit glatt bei "Wetten dass?..." hätte bewerben können.
Wetten, dass ich es nicht nur schaffe, an einem Tag zweimal mit meinem Auto liegen zu bleiben, sondern auch, das Auto mit 4 Personen in 40 Minuten so in 4 Parklücken gleichzeitig zu positionieren, dass 4 andere parkende Autos nicht mehr aus ihren Lücken kommen??? Topp, die Wette gilt.
Beim Abschied hat mir die nette Polizistin dann doch nahe gelegt, das Auto da so schnell wie möglich weg zu schaffen, um nicht noch einen Strafzettel zu bekommen.
Ich mich also sofort wieder ans Telefon gesetzt, um wieder den Abschleppdienst zu bestellen. Das Problem diesmal: Der AAA schickt keinen Abschlepper, wenn ich nicht beim Auto bin. Und wenn ich beim Auto bin, kann ich keinen Abschlepper bestellen, denn ich gehöre doch wieder zur Handy-losen Bevölkerung.
Also habe ich meine Mitstudis abtelefoniert und musste feststellen, dass die Amis doch tatsächlich einen Fetisch mit diesen Anrufbeantwortern haben müssen. Oder es wollte keiner seinen Freitagabend mit mir bei Minustemperaturen auf den Abschleppdienst wartend verbringen. Fühlte mich in der Situation noch mehr alleine als in meinem Auto mitten auf der Kreuzung sitzend.
Nach ein paar verzweifelten Anrufen, hat sich aber doch eine liebe Mitstudentin gefunden, die mir als rettender Engel geholfen hat. Und das war auch gut so. Es war nämlich echt kalt und der Abschleppdienst hat laaaaange auf sich warten lassen. Ich hab das Auto erst mal zu mir nach Hause schleppen lassen. Es ist ja nicht so, als ob ich schon einen schlechten Ruf bei meinen Nachbarn hätte. Nein, die sind es gewöhnt, dass ich jeden Abend von 2 verschiedenen Fahrzeugen mit Blaulicht nach Hause gebracht werde.
Ich weiss allerdings noch nicht genau, was ich jetzt mit meinem Auto mache. Es spenden? Verschrotten? Wer weiss.
Der Abschleppmann hat mir dann auch noch seine Telefonnummer gegeben. Nein, er wollte mich nicht auch noch abschleppen. Er hat mir angeboten mir mein Auto für ein paar Dollar abzukaufen. War aber nicht viel. Und ich treffe nur ungern Entscheidungen über mein Auto mitten in der Nacht auf einem Parkplatz. Besonders nicht nach so einem Tag.
Jetzt muss ich erst mal schlafen. Und morgen überlege ich mir dann, was jetzt aus den sterblichen Überresten meines Autos werden wird.
Mal gucken!
Ich hoffe, ich kann das Auto schieben wenigstens als sportliche Betätigung anrechnen, Dominik?
Kleiner Nachtrag für meine amerikanischen Leser mit dem Anrufbeantworter-Fetisch:
Anybody interested in helping me find and buy a new used car???
Pretty- Pleeeeeaaase?